Sich selbst meldende Infusionen entlasten Pflegepersonal

Freitag, 29. April 2016
Als anwendungsorientiertes Beispiel für das 'Internet der Dinge' haben vier Master-Studenten der Studienrichtung 'Computer Aided Engineering' eine medizintechnische Neuheit entwickelt: Die Infusion, die sich von selbst bei der Stationsleitung meldet, wenn sie durch ist.

(BL) Das kennen Sie: Sie liegen im Krankenhaus, die Infusion ist durch und keiner merkt es. Oder Sie besuchen einen Kranken, der darauf wartet, dass jemand mitbekommt, dass die Infusion durch ist, damit Sie mit ihm Kaffee trinken gehen können. Vier Studenten der Medizintechnik haben im letzten Wintersemester daraus ein Projekt gemacht: „WiFusion“ ist ein System, das über Funk und Internet selbsttätig meldet, dass die Infusion durch ist, Kontrollgänge entfallen dadurch fürs Pflegepersonal.

Eigentlich sollten sie nur eine Studienarbeit abliefern, in der sie ihr gelerntes Wissen beweisen sollten. Doch ihr Betreuer Prof. Dr. Udo Jorczyk fand, sie könnten auch gleich einen sinnvollen Anwendungsfall bearbeiten. Nenad Grujic kam auf die Idee, die Infusion ans Internet zu legen: „Viele andere Projekte sind rein theoretisch, wir wollten lieber etwas Praktisches zum Internet der Dinge beitragen.“ Seine Studienkollegen Alexander Kann, Christoph Skibbe und Oliver Schütz machten begeistert mit. Schütz: „Wir wollten alle etwas machen, das man hinterher auch in die Hand nehmen kann.“ Ihre leitungsunabhängige Infusionskontrolle „WiFusion“ besteht aus einem Gewichtssensor, der darüber den Füllstand des Infusionsbeutels misst, einer Blue-Tooth-Funkstrecke zu einem im Patientenzimmer untergebrachten Weiterleitungsknoten ins Internet und der entsprechenden Meldung in der Stationszentrale. Dieser Knoten könnte beispielsweise funkfreundlich an der Decke hängen.

Der Gewichtssensor ist stromnetzunabhängig, er bezieht seine Spannung aus dem Umgebungslicht und speichert zusätzlich Energie für die dunklen Stunden in der Nacht. Der Sensor misst bis zu zehn Mal jede Minute, sodass eine durchgehende Kontrolle des Infusionsfortschritts gewährleistet ist. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an den Knotenpunkt, der die gefunkten Impulse ins Internet abgibt. Deswegen benötigt dieser eine dauerhafte Spannungsquelle. Der Knoten passt allerdings in eine Streichholzschachtel, sodass die Knoteneinheit auch in eine Lampe eingebaut werden kann und so dauerhaft spannungssicher ist.

Auch nach dem erfolgreichen Projektende, für das die Studenten entsprechend Leistungspunkte für ihr Studium sammelten, will Grujic noch an „WiFusion“ weiter machen, um es zur Anwendungsreife zu führen. An eine Übernahme in die klinische Praxis ist bisher allerdings noch nicht gedacht worden, aber vielleicht findet sich ja ein interessierter Praxispartner. Die Studenten haben jetzt erst mal ihr viertes Mastersemester und damit den Studienabschluss vor Augen. Wer weiß, was sich danach ergibt…

Weitere Projekte aus dem Labor für IC-Entwurf und digitale Signalverarbeitung:
http://www.mikroelektronik.w-hs.de/index.php/projects


http://trikon-online.w-hs.de/impressum/

Foto & Text:
Dr. Barbara Laaser (BL)

Vier Köpfe, eine Idee und eine Kontrolleinheit für Infusionen: Nenad Grujic (r.) hatte die Idee, Oliver Schütz, Christoph Skibbe und Alexander Kann (v.l.n.r.) machten mit. Das blaue Kästchen in der Hand von Kann enthält einen Gewichtssensor, über den sich der Füllstand des Infusionsbeutels erfassen lässt. Weitergefunkt an einen Internetknoten kommt die Information zum Stationszimmer, sodass das Pflegepersonal im Krankenhaus immer einen zentralen Überblick über die Zustände aller Infusionen auf der Station hat. Foto: WH/BL

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