Ein Professor für Chemodetektive
Recklinghausen. Ja, ein bisschen ist es schon wie in Krimis wie CSI, wenn Prof. Dr. Ingo Tausendfreund (47) aus seinem Lehrgebiet der analytischen Chemie erzählt. Die instrumentelle, analytische Chemie ersetzt die frühere nasschemische Analyse über Reaktionen im Messkolben durch Maschinen, die auf physikalischem Weg über Emissionsspektrometrie, Gaschromatografie oder Massenspektrometrie herausbekommen, welche Stoffe in einer Probe sind und welche Konzentration diese Stoffe haben. Die Untersuchungen werden dadurch automatisierbar, die Ergebnisse liegen direkt digital vor und es können auch kleinste Konzentrationen nachgewiesen werden, also etwa der Urinanteil im Halterner Stausee. Der Mensch wird durch die Maschinen aber nicht überflüssig, sondern im Gegenteil ist er besonders gefragt, denn die Analytiker müssen wissen, was sie suchen sollen. Ins Blaue hinein einfach mal alle Elemente dieser Erde suchen und finden geht zwar zur Not aufgrund der überschaubaren Anzahl im Periodensystem der Elemente, aber spätestens bei der unübersehbaren und sich ständig erweiternden Menge von organischen Verbindungen beginnt die Detektivarbeit des Chemikers. Er muss eine sinnvolle analytische Fragestellung formulieren, die Probe möglicherweise erst in ihre Bestandteile zerlegen und die Ergebnisse aus der Maschine verstehen und einordnen, um die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Tausendfreund: „Die dazu erforderlichen fachlichen Fähigkeiten sollen und werden die Studierenden bei mir lernen.“
Zugleich will Tausendfreund die Möglichkeiten der instrumentellen Analytik der Region zur Verfügung stellen. „Die nötigen Geräte kosten durchaus mal so viel wie ein Einfamilienhaus, das können sich kleine und mittelständische Unternehmen normalerweise nicht in die Firma stellen. Es gibt zwar Auftragslabore, die solche Analysen auf dem Markt anbieten, das setzt in der Regel aber voraus, dass der Auftraggeber genau weiß, was er analysieren will. Für Standardanalysen klappt das prima, aber wenn es um ein neu auftretendes Problem geht, also etwa, wenn das Abwasser aus einem Unternehmen den Bürgern plötzlich einen neuen stechenden Geruch in ihre Anwohnernase schickt, kommen die Chemiedetektive der Westfälischen Hochschule ins Spiel.“ Gemeinsam mit den Studierenden will Tausendfreund sich dann an das Problem herantasten, es analysieren und instrumentell lösen. Für die Studierenden bietet das den Vorteil, mitten in der beruflichen Praxis zu arbeiten, noch bevor sie fertige Absolventen der Chemie sind. Bei Fragestellungen, die in Abschlussarbeiten bearbeitet werden, springt auch schon mal direkt der erste Arbeitsplatz für Absolventinnen und Absolventen heraus. Wenn’s passt, will Tausendfreund solche Leistungen auch vielleicht über eine studentische Firma anbieten oder Hilfe leisten, wenn sich daraus sogar eine Firmenausgründung anbietet.
Das mit der Übungsfirma hat er schon mal gemacht, denn Tausendfreund war nicht nur seit 2003 Lehrer am technischen Berufskolleg in Bochum, sondern hat während dieser Zeit bereits eine solche Schülerfirma ins Leben gerufen. An der Hochschule kann das jetzt einen größeren wissenschaftlichen und fachlichen Rahmen annehmen: eine Schüppe drauf. Lehrerfahrung hat Ingo Tausendfreund nicht nur am Berufskolleg gesammelt, sondern er war seit 2011 an der Hochschulabteilung Recklinghausen auch schon als Lehrbeauftragter für Polymeranalytik und Strukturaufklärung inklusive instrumenteller Analytik tätig. Vor seinem Einstieg in die Lehre arbeitete Tausendfreund in der Bauchemie und war europaweit tätig. Daher weiß er, wie wichtig auch die internationale Handlungsfähigkeit für seine Studierenden ist und wird das in die Lehre einfließen lassen.
Ihr Medienansprechpartner für weitere Informationen:
Prof. Dr. Ingo Tausendfreund, Campus Recklinghausen der Westfälischen Hochschule, Telefon (02361) 915-433, E-Mail ingo.tausendfreund(at)w-hs.de
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