2. Positionspapier zur Energiewende

Sieben Professoren des Westfälischen Energieinstituts haben ein aktualisiertes und erweitertes Positionspapier unter dem Titel „Energie- und Klimawende zwischen Anspruch, Wunschdenken und Wirklichkeit – Umsetzungspfade“ verfasst. H.-J. Bontrup, R.-M. Marquardt, M. Löffler, M. Brodmann, C. Fieberg, A. Schneider und A. Wichtmann setzen sich darin aus technischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Perspektive kritisch mit der Energiepolitik auseinander:

  • Um die deutschen Klimaziele bei Gewährleistung von Versorgungssicherheit einhalten zu können, müssen bis 2045 über 100 TWh an Wasserstoffspeichern, mehr als 700 TWh an grünen Wasserstoffimporten sowie mindestens 100 GW an Backup-Kraftwerken realisiert werden. Dies übersteigt die technischen Vorgaben der Bundesregierung um ein Vielfaches.
  • Auch aus ökonomischer Sicht erweist sich die Energiepolitik als unausgegoren. Die Hoffnung, allein die Märkte in Verbindung mit einer CO2-Bepreisung würden zu einer effizienten Organisation der EW führen, ist naiv. Trotz ordnungspolitischer Bedenken bedarf es der Ergänzung um Industriestrompreise, Differenzverträge und grüne Leitmärkte – allerdings in sehr restriktiver Handhabung. Zugleich sollte das Energieeffizienzgesetz tatsächlich auf eine erhöhte Energieeffizienz und nicht auf einen von der Klimaneutralität der Energie unabhängigen verringerten Energieverbrauch abstellen.
  • Die Energiewende erfordert immense private und staatliche Investitionen (ca. 90 Mrd. EUR p.a.), die für sich genommen zwar stemmbar sind. Diese konkurrieren aber mit unterinvestierten Bereichen wie öffentliche Infrastruktur, Wohnungsbau, Bildung, Gesundheit und Digitalisierung (zusätzlich mindestens 250 Mrd. EUR p.a.). Die Hoffnung auf eine Finanzierung durch Wirtschaftswachstum ist Wunschdenken. In Summe stößt Deutschland auch vor dem Hintergrund der Alterung an die Grenzen des Machbaren. Priorisierungen sind unausweichlich. Die Politik bietet dazu keine ganzheitlichen Lösungskonzepte an.
  • Selbst wenn die Finanzierung gesamtwirtschaftlich darstellbar wäre, ist mit Blick auf die Lastenverteilung bei einem „weiter so“ der soziale Frieden massiv gefährdet. Um die unteren Einkommensgruppen durch die Energiewende nicht zu überfordern, bedarf es einer Umverteilung des Einkommens und des Vermögens sowie der Aufnahme von staatlichen Schulden entweder durch die Auflage eines Sondervermögens oder durch die Abschaffung der jetzigen Schuldenbremse.

Insgesamt wird es Zeit für ein Ablösen des politischen Wunschdenkensdurch Realismus und Ehrlichkeit. Prof. Heinz-J. Bontrup, einer der Hauptautoren der Studien, kommentiert die Erkenntnisse der Autoren ernüchternd: „Ein zwingend notwendiger Masterplan der Bundesregierung ist nicht erkennbar. Wir schlingern in eine Energiewende, die gesellschaftlich und wirtschaftliches Stückwerk ist. So kann Deutschland vor der Welt sicher nicht als Klimaschutzvorbild auftreten.“

Die Zusammenfassung und die Langfassung des Positionspapiers finden Sie auf dieser Seite.

Grüne Steckdose

1. Positionspapier zur Energiewende

Energie- und Klimawende zwischen Anspruch, Wunschdenken und Wirklichkeit

Positionspapier aus dem Westfälischen Energieinstitut zur Energie- und Klimawende
Heinz-J. Bontrup, Michael Brodmann, Christian Fieberg, Markus Löffler, Ralf-M. Marquardt, Andreas Schneider und Andreas Wichtmann

 

Die Stellungnahme des Westfälischen Energieinstitutes greift die aktuelle Entwicklung der sich weltweit verschärfenden Klimakrise auf und stellt dabei die Herausforderungen sowie potenzielle Lösungsansätze dar.

Der anthropogene Klimawandel fordert eine globale Lösung. Unser aktuelles Energiesystem muss durch erneuerbare Energien (EE), Energieeffizienz und Energiesparen abgelöst werden, um zukünftige Generationen vor den Auswirkungen eines nicht erneuerbaren Energiesystems zu schützen.
Deutschland mit einer weltweiten CO2-Emission von 2 %, muss dabei als eines der reichsten Länder überproportionale Anstrengungen zur CO2-Neutralisierung beitragen. Die von der Regierung bisher eingeleiteten Maßnahmen sind dabei als unzureichend anzusehen.

Die Versorgungssicherheit mit Elektrizität auch durch EE zu gewährleisten, stellt sich dabei als nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Dieser angestrebte Ausbau an EE kann nur in Begleitung von Brückentechnologien erfolgen. Trotz Fortschritt wird Deutschland jedoch Energieimportland bleiben.

Aus sozio-ökonomischer Sicht fordert die Energiewende einen strukturellen Wandel.
Damit auch Schwellen- und Entwicklungsländer selbstständig nachhaltige Energiesysteme integrieren, ist es erforderlich, technische und finanzielle Unterstützung bereitstellen, um Exportmöglichkeiten zu schaffen.
Zusätzlich folgt eine drastische Verteuerung von Energie, die eine Umverteilung zugunsten von Einkommens-schwachen fordert.

Die Institut-Professoren kommen zu dem Entschluss, dass die Energiewende ohne Lenkung und Regulierung durch den Staat und bedingte Interventionen nicht realisierbar ist. Ebenfalls wird eine Verschuldung des Staats unumgänglich sein.
Die irreversiblen Kosten des Klimawandels steigen täglich an. Zum nachhaltigen Klimaschutz gibt es keine Alternative. Wir haben nur eine Erde!

 

2. Positionspapier des Westfälischen Energieinstitut jetzt hier herunterladen:

WEI 2. Positionspapier (Zusammenfassung)

WEI 2. Positionspapier (Langfassung)

Pressemitteilung zum 2. Positionspapier

 

1. Positionspapier des Westfälischen Energieinstitut jetzt hier herunterladen:

WEI 1. Positionspapier

 

Schreiben an Bundesminister R. Habeck

Leider erfolgte keine Reaktion und die Verfasser erhielten keine Antwort auf ihre Fragen.

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Michael Brodmann