Motiv: Warum Energiewende-Planer?

Auch wenn der Einfluss des Kohlendioxidausstoßes Deutschlands auf das Weltklima marginal ist, will Deutschland mit seiner „Energiewende“ genannten Transformation seines Energieversorgungssystems die Welt zur Umsetzung einer klimaneutralen Energieversorgung und -nutzung gemäß seinem Vorbild motivieren.

Zwar stellte der Bundesrechnungshof 2016 fest, dass die finanziellen Auswirkungen der Energiewende nicht bekannt seien (Bundesrechnungshof); der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hielt 2016/17 die „nationale Energiewende“ für teuer und ineffizient (Sachverständigenrat-Wirtschaft). In einer Notiz des Handelsblatt (Handelsblatt Energie Briefing) wird 2018 mitgeteilt, dass die Deutsche Energieagentur dena die Politik für ihre schwammigen Pläne rügen würde; Deutschland spräche zwar immer von einer Welt ohne Atom- und Kohleenergie, von Elektroautos, Windrädern und CO2-Reduzierung, habe aber keinen Plan, wie man dorthin kommen solle.

Ungeachtet dessen beschloss die Bundesregierung 2020 in Ergänzung zum Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022 den „Abschied von der Kohleverstromung“ bis spätestens 2038. Mittelfristig sollen diese durch Erneuerbare Energien ersetzt werden, was allerdings noch gesondert zu regeln sei (Bundesregierung).

Zahlreiche Studien und Berichte zur Umsetzung der Energiewende sowie zu den energetischen Zielszenarien weisen zumindest aus Ingenieurssicht auf eine stark streuende und überwiegend diffuse Datenlage hin (*).

Das nachfolgende Bild zeigt den Sachstand, wie er sich nach Sichtung zahlreicher Quellen im Jahr 2019 darstellt

Bild 1: Energieverbrauch, Erzeugung: Sachstand/Projektionen
Bild 1: Energieverbrauch, Erzeugung: Sachstand/Projektionen

In der linken Hälfte des Bildes sind Primärenergie- (blau), Endenergie- (rot) und Stromverbrauch (schwarz) sowie die Stromerzeugung aus regenerativen Energien (grün) bis 2019 dargestellt. Die rechte Bildhälfte stellt die entsprechenden Projektionen für das Jahr 2050 dar. Die starke Streuung des für 2050 prognostizierten Energiebedarfs (hellrotes, hellblaues Rechteck) fällt auf. Hingegen weisen Prognosen z.B. aus einer Studie des Bundesverkehrsministeriums (BBSR.Bund) sowie die Interpretation des EEG2017 mit Hilfe unterschiedlicher Szenarien darauf hin, dass die Vollversorgung allein aus in Deutschland angesiedelten Quellen Erneuerbarer Energie kaum möglich sein dürfte (grüner Bereich). Hier entsteht eine Versorgungslücke, deren Höhe mit den vorliegenden Daten zum Energieverbrauch derzeit kaum quantifizierbar ist.

Auch bezüglich des Speicherbedarfs zur Anpassung der überwiegend volatilen Erneuerbaren Energien an einen um einen Mittelwert schwankenden Energiebedarf ist die Datenlage diffus. So werden je nachdem, ob von Pufferspeichern wie Pumpspeicherkraftwerken oder ob von Langzeitspeichern in Form von Batterien, Wasserstoff- oder Methanspeichern von erforderlichen Speichertiefen zwischen 176 GWh (FNR, 2017) bis 270 TWh (Björn Peters, 2017) berichtet.

Insgesamt ergibt sich zusammen mit Fragen zum erforderlichen Netzausbau, zum erforderlichen Export und Import über- und unterschüssiger Energien, zum Energie- und Leistungsbedarf eines vielleicht sogar vollelektrifizierten Verkehrs- und Transportwesens sowie der vollelektrifizierten Energieversorgung von Gebäuden aus technischer Sicht ein bisher nur unklar umrissenes Gesamtbild. Die ab dem Zieljahr 2050 jährlich anfallenden Energieversorgungskosten dürften aufgrund dieser Datenlage im Vergleich zu heute ebenfalls kaum bezifferbar sein.

Der frei verfügbare Energiewende-Planer des Westfälischen Energieinstituts hilft dem fachlich interessierten Bürger dabei, sich selbst ein Bild zur Lage der Energiewende zu machen bzw. aufgrund eigener Daten das voraussichtliche Potenzial der Energiewende zu ergründen.

 

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Die „Macher“ des Energiewende-Planers

 

 

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Literaturverzeichnis

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Michael Brodmann