Westfälische Hochschule startet Studienprogramm für besonders talentierte Studierende aus dem Ausland

Donnerstag, 28. April 2016
Die ersten zwei Studierenden kommen aus Vietnam und studieren in Bocholt. „Die Förderung nach dem Talent-Modell könnte auch ein Modell für die Förderung studieninteressierter Flüchtlinge sein“, so Prof. Dr. Gerhard Juen, Dekan des Bocholter Fachbereichs „Wirtschaft und Informationstechnik“.

Bocholt. Sie heißen Tri Ha Minh Pham und Quan Minh Nguyen Tran in der üblichen deutschen Reihenfolge vom Rufnamen zum Familiennamen. Oder Pham Ha Minh Tri und Tran Minh Nguyen Quan in der in Vietnam üblichen Reihenfolge, in der zuerst die Familiennamen genannt werden und der Rufname am Schluss steht. Dazwischen haben viele Vietnamesen frei wählbare Mittelnamen wie „Nguyen“. „Das ist der Name des letzten Königshauses in Vietnam“, so Quan Tran, „und viele Vietnamesen glauben, das bringe Glück im Leben, deswegen ist Nguyen als Mittelname sehr häufig.“ Mit der Erklärung der Namen ist die vielleicht erste Hürde im Umgang mit den Deutschen und den deutschen Mitstudierenden in Bocholt überwunden, aber sowohl Tri Pham (18), die in Bocholt Wirtschaft studieren will, als auch Quan Tran (19), der sich für angewandte Elektrotechnik entschieden hat, mussten und müssen noch viele Hürden nehmen, um den deutschen Bachelor-Grad zu erringen.
   Und doch ist das schon lange ihr Plan gewesen. „Meine Mutter war von einer Ausbildung in Deutschland so überzeugt, dass sie mich auf eine Schule schickte, in der ich bis zum Abitur Deutsch gelernt habe“, erzählt Tri Pham. Quan Tran hat es beim Goethe-Institut in Saigon gelernt, der gemeinsamen Mutterstadt der beiden, die heute sozialistisch offiziell Ho-Chi-Minh-Stadt heißt. Auf der Suche nach einem Studienplatz in Deutschland stießen die beiden auf das International-Talents-Programm der Westfälischen Hochschule, das in diesem Sommersemester zum ersten Mal Studierende eingeschrieben hat. Allerdings noch nicht ins Fachstudium, sondern in ein vorlaufendes Semester, in dem das Ziel vor allem heißt, aufbauend auf den schon vorhandenen Deutschkenntnissen am Ende des Semesters die Prüfung für Deutsch als Hochschulsprache zu bestehen. Trotzdem nehmen die beiden in ihren geplanten Studiengängen schon an Fachveranstaltungen teil und wenn rechtzeitig vor den Prüfungswochen am Ende der vorlesungsfreien Zeit die Deutschprüfung und damit die Immatrikulation ins Fachstudium geschafft ist, können sie sogar schon die ersten Fachprüfungen ablegen.
   „Wir haben dieses Studienprogramm für besonders leistungsstarke Studierende aus dem Ausland seit 2012 vorbereitet“, erzählt Nadine Hackmann vom akademischen Auslandsamt der Westfälischen Hochschule. „Finanziell werden wir dabei vom nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium gefördert. Das Programm hat Platz für bis zu zwanzig Studierenden. Die ersten Studierenden habe wir noch in Vietnam auf Studienmessen und beim Besuch von Schulen kennengelernt, die Deutsch als Fremdsprache anbieten.“ „Die Förderung nach dem Talent-Modell könnte auch ein Modell für die Förderung studieninteressierter Flüchtlinge sein“, so Prof. Dr. Gerhard Juen, Dekan des Bocholter Fachbereichs „Wirtschaft und Informationstechnik“.
   Um das Programm erfolgreich bis zum Bachelor-Grad zu durchlaufen, braucht es viel Leistung von den Studierenden. Die Hochschule unterstützt sie dabei mit einer besonders intensiven Betreuung, damit sich die Auslandsstudierenden in Deutschland einleben und ins Studienleben integrieren können. In Bocholt hat Ana-Elena Retsch vom akademischen Auslandsamt die Betreuung der Auslandsstudierenden übernommen. Zusätzlich bekommt jeder ausländische Studierende nach Möglichkeit einen „Buddy“, zu Deutsch „Kumpel“. Ein solcher ist Jakub Söffker (26), der in Bocholt „International Management“ studiert und selbst eine Zeit lang in Australien war. Er weiß, wie wichtig es ist, einen persönlichen Ansprechpartner zu haben, der kameradschaftlich Fragen beantwortet, bei der Lösung von Problemen im fremden Land hilft und einfach ein Freund ist, auf den man sich verlassen kann. Söffker: „Man wird ganz schnell vom Integrationshelfer zum echten Freund. Mir gefällt das und wenn es irgend geht, möchte ich mit Tri und Quan auch mal in deren Heimatland Vietnam fahren.“
   Inzwischen haben sich die beiden Studierenden aus Vietnam schon ganz gut in Bocholt eingelebt. Beide wohnen in Wohnheimen, Tri Pham fährt mit dem Bus zur Hochschule, weil sie die Haltestelle direkt vor der Tür hat, Quan Tran hat mit Jakub Söffkers Hilfe ein gebrauchtes Fahrrad bekommen und radelt zur Hochschule. Quan Tran: „Bocholt ist echt fahrradfreundlich.“ Noch lernen beide vor allem fleißig Deutsch, um die Sprachbarrieren im Studium zu meistern. „Am besten kann ich auf Parties lernen“, so Tran, „da kann man ganz ungezwungen bei einer Flasche Bier Kontakte knüpfen und Deutsch üben.“

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Prof. Dr. Katrin Hansen, Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Internationales, Campus Bocholt der Westfälischen Hochschule, Telefon (02871) 2155-732 oder (0209) 9596-356 (Sekretariat der Vizepräsidenten), E-Mail katrin.hansen(at)w-hs.de

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Autorin dieser Meldung: Barbara Laaser

Quan Tran (l.) und Tri Pham (M.) sind die ersten beiden Studierenden, die an der Westfälischen Hochschule im Rahmen des International-Talents-Programm studieren. Rechts: Jakub Söffker, der die beiden als „Buddy” bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützt. Foto: WH/BL, Abdruck honorarfrei; Bilddownload für Redaktionen in der rechten Spalte: WH-16-81-A

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