Vom Ruhrpott in die Savanne: Professorin berichtet über ihr Semester in Namibia
Gelsenkirchen. Seit 2010 besteht zwischen der Westfälischen Hochschule (WH) und der Namibia University of Science and Technology (NUST) eine Hochschulpartnerschaft. Über ein vorangegangenes Projekt hatte Professorin Katja Becker bereits persönlich Kontakt zur Universität und einigen NUST-Beschäftigten geknüpft. Die damit verbundenen fachlichen Aussichten haben die gebürtige Kölnerin sehr gereizt, daher entschied sie sich, mithilfe des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ein Semester in der namibischen Hauptstadt Windhoek zu verbringen.
Von Anfang September 2023 bis Ende Februar 2024 wurde sie in verschiedene Tätigkeiten und Aktivitäten des FCI integriert. „Fachlich und inhaltlich ist die Faculty of Computing and Informatics sehr nah an den Themen der Fachgruppe Informatik der Westfälischen Hochschule ausgerichtet, somit war der Austausch für beide Seiten inhaltlich sehr gewinnbringend“, blickt Professorin Becker auf ihren Aufenthalt zurück. Neben der Entwicklung von Curricula oder der Präsentation von Projekten hatte sie die Möglichkeit, an Konferenzbesuchen und Exkursionen der Universität teilzunehmen. Außerdem wurde sie auch in Lehrveranstaltungen einbezogen – etwa in die Lehrveranstaltung „Emerging Technologies“, in der sie über den Bereich „Spieleentwicklung“ und das Thema „automatisierte Bildgenerierung mit KI“ sprach. Darüber hinaus hat Prof. Becker aber auch verschiedene Projekte mit Schülerinnen und Schülern sowie indigenen Völkern umgesetzt. Mit 7- bis 9-Klässlerinnen und -Klässlern aus Katutura – einer vom Township-Charakter geprägten Vorstadt von Windhoek – hat sie beispielsweise einen spielbaren „Escape Room“ mit neuster Technologie umgesetzt. Die Jugendlichen haben im Rahmen des wöchentlich stattfindenden Programms eigenständig vier Spielstationen entwickelt, bei der Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) zum Einsatz kamen. Ziel war hierbei, die Lese- und Rechenkompetenzen der Lernenden auf spielerische Weise zu verbessern und einen Zugang zu neuen Technologien zu geben.
Eine Erfahrung, die der 47-Jährigen in besonderer Erinnerung geblieben ist, war der mehrtägige Besuch bei der halbnomadischen indigenen Gruppe der Ovahimba im Norden Namibias. Mit einem Team der NUST hat die Gelsenkirchener Professorin vier Tage vor Ort ohne fließendes Wasser, Strom und Internet verbracht. Als Teil des Forschungsclusters „Indigenous Knowledge“ – das das Anliegen verfolgt, altes, indigenes Wissen mit verschiedensten modernen Mitteln zu bewahren – hat sie gemeinsam mit ihrem Team im Sinne des partizipativen Designs neue Technologien für diese Dörfer nutzbar gemacht. Die Motivation dahinter war es aber nicht nur kulturelle Praktiken darzustellen und so zu erhalten, sondern auch auf politische Missstände hinzuweisen. So hat das Team mit den San – einer weiteren indigenen Bevölkerungsgruppe – beispielsweise einen Podcast entwickelt, in dem es um kulturelle und politische Themen aber auch um Aktuelles aus dem Alltag ging. Außerdem haben sie mit den Dorfbewohner:innen VR-Anwendungen entwickelt, die nachgestellte Jagdszenen oder traditionelle Tänze darstellen, um die kulturellen Praktiken zugänglich zu machen. „Stammestänze und die Jagd sind wichtige kulturelle Rituale beziehungsweise waren eine essenzielle Lebensgrundlage dieser Völker. Die mehrfache und intensive Zusammenarbeit mit den indigenen Menschen hat mich wirklich sehr beeindruckt“, berichtet die Professorin.
Im Nachgang ihres Aufenthalts hat Katja Becker bereits vier wissenschaftliche Paper über die unterschiedlichen Projekte vor Ort bei verschiedenen Konferenzen eingereicht, drei davon sind bereits angenommen worden und werden veröffentlicht. Das Escape Room-Projekt wird sie beispielsweise auf der Fachkonferenz Participatory Design Conference 2024 in Malaysia im August vorstellen. Aus ihrem Austausch zum Thema „automatisierte Bildgenerierung mit KI“ hat die Professorin auch bereits Ideen für verschiedene Bachelor- und Masterprojekte abgeleitet, die direkt in ihre Lehre der Informatikstudiengänge in Gelsenkirchen einfließen werden.
Über die Partnerhochschule NUST
Die Namibia University of Science and Technology (NUST) ist eine staatliche Hochschule in der namibischen Hauptstadt Windhoek (Südwestafrika) mit über 17.000 Studierenden, die in Vollzeit, Teilzeit oder im Fernstudium studieren. Die Universität besteht aus vier Fakultäten (Faculty of Computing & Informatics, Faculty of Engineering and the Built Environment, Faculty of Commerce, Humanity Sciences and Education und Faculty of Health, Natural Resources and Applied Sciences). Das Studienangebot umfasst neben den ursprünglichen Zertifikats-, Diplom-, Bachelor- und Masterstudiengängen auch Promotionsstudiengänge.
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