Die Natur als Vorbild und Ideengeber für ein Bauprojekt

Donnerstag, 26. Januar 2017
Gemeinsam mit der Bocholter Firma Hüls-Baukonzepte entwickelten rund 50 Bionik-Studierende der Westfälischen Hochschule in Bocholt verschiedene Ideen und Konzepte für einen bionischen Pavillon.

Bocholt. Im Januar war es soweit: Das Bioniklabor der Westfälischen Hochschule in Bocholt wurde zur Ausstellungsfläche. 50 Studierende des Studiengangs Bionik präsentierten verschiedene Ideenansätze ihres Fünft-Semesterprojekts. Die betreuenden Professoren Dr. Alexander Sauer und Dr. Tobias Seidl hatten modulübergreifend zu Beginn des Semesters den Studierenden eine offene Aufgabenstellung gegeben.
   Sauer lehrt Leichtbau und Seidl kommt aus der Sensorik. Beide stellten in Kooperation mit der Bocholter Firma Hüls-Baukonzepte die Aufgabe, einen Pavillon zu entwickeln. Und zwar nicht irgendeinen, sondern einen Pavillon mit Baustrukturen, wie sie in der Natur zu finden sind. Daher das Thema: „Bionik Pavillon – Smart Structure“.
   Zu Beginn des Projekts stand für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst eine umfassende Recherche auf dem Lehrplan. Hierzu zählte auch der Besuch eines Architektenteams um Prof. Armin Rogall, der an der Fachhochschule Dortmund Baustofftechnologie und Baukonstruktion lehrt. Zur besseren Planung wurden die Studierenden per Losverfahren in neun Arbeitsgruppen aufgeteilt. Jede Gruppe sollte nach dem Startschuss auf der Exkursion in Dortmund drei Konzepte erarbeiten, von denen dann eines final entwickelt werden sollte.
   „Für unsere Fünftsemester-Studierenden bedeutete das Projekt eine Menge Mehrbelastung neben dem ‚normalen‘ Lernstoff aus anderen Fächern“, resümierte Prof. Dr. Alexander Sauer. „Die wöchentlichen Gruppenbesprechungen sowie zwei Zwischen-Präsentationen bedeuteten zusätzlichen Arbeitsstress, waren aber als ‚Entwicklungsleitplanken‘ sehr hilfreich für den Projekterfolg.“
   Nach rund vier Monaten Projekt- und Modellbauzeit präsentierten die Teams zunächst vor rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörern im Hörsaal 1 ihre Ergebnisse, bevor es anschließend ins Bionikgebäude ging. Dort standen die Maßstabs-Modelle der Entwurfsideen: sozusagen „Bionik zum Anfassen“.
Die Gruppe „LEPID“ entwickelte beispielsweise einen Pavillon, inspiriert von der Struktur der „Diatomeen“. Diatomeen sind mikroskopisch kleine, einzellige Algen. Ihre Zellwände bestehen aus einem hartschaligen, glasartigen Silikat. Ähnlich einem Schuhkarton gibt es eine untere Schachtel mit einem passenden, etwas größeren Deckel. Erst unter dem Rasterelektronenmikroskop zeigen sich dem Betrachter Strukturen, die wie moderne Architektur anmuten. Dabei sind die Gebilde sehr filigran und dennoch äußerst stabil und gleichzeitig leicht. In den Entwurf integrierte die Gruppe als Beleuchtung Licht, wie es beispielsweise Glühwürmchen erzeugen – die sogenannte „Biolumineszenz“.
   Eine andere Gruppe, die sich „Sphaera Vita“ nannte, untersuchte die kraftflussgünstige Form des Skeletts einer Seeigelart und integrierte in ihren Pavillon-Entwurf Öffnungen zur Luftzirkulation über einen passiven Prozess, der dem Kieferzapfen der Waldkiefer ähnelt. Dieser öffnet und schließt sich, abhängig von der Luftfeuchtigkeit. Beim anschließenden „Get-together“ im Bionikgebäude gab es noch die Gelegenheit, sich bei einem kleinen Imbiss auszutauschen.

Ihre Medienansprechpartner für weitere Informationen:
Prof. Dr. Alexander Sauer oder Prof. Dr. Tobias Seidl, Campus Bocholt der Westfälischen Hochschule, Telefon (02871) 2155-948 (Sauer) oder 2155-946 (Seidl), E-Mail alexander.sauer(at)w-hs.de oder tobias.seidl(at)w-hs.de

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Autor der Meldung: Michael Völkel

Die Gruppe „Sphaera Vita“ entwickelte einen Pavillon auf Basis der robusten Form einer Seeigelart und dem Mechanismus eines Kiefernzapfens. Jan-Hendrik Fox, Kristina Schreiber, Lars Buchholz, Ansger Anders, Thomas Thuilot sowie Markus Rhode (v.l.n.r.) leiteten daraus einen natürlichen Regensensor ab, der die lamellenartige Hülle des Pavillons wie transparente Ziegel verkleidet. Bei Trockenheit wird er belüftet, während sich die Lamellen bei Regen automatisch schließen. Diese Funktion nutzt auch der Zapfen, der bei günstigen Wetterverhältnissen seine Samen verteilt. Foto: WH/Michael Bennemann, Abdruck honorarfrei im Zusammenhang mit Westfälischer Hochschule; Bild-Download für Redaktionen in der rechten Spalte: WH-17-5-BionB

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