Bio macht Chemie ökoeffizient

Freitag, 23. Dezember 2016
Die Westfälische Hochschule hat den in Gladbeck gebürtigen, jetzt in Dortmund wohnenden Frank Eiden als Ingenieurprofessor für Chemie, Bioprozesstechnik und chemische Analytik an die Hochschulabteilung Recklinghausen berufen.

Recklinghausen. Ganz neu ist er nicht und in Hochschule und Stadt bereits bekannt, denn Frank Eiden (54) war bereits seit 2011 in Recklinghausen Vertretungsprofessor. Jetzt ist er dort auf eine Professur für Chemie, Bioprozesstechnik und chemische Analytik berufen worden. Sein Spezialgebiet ist die Herstellung von Wirkstoffen und Produkten nicht auf rein chemischem Weg, sondern mit der Hilfe von Mikroorganismen als Katalysator. Der allen bekannte Weg der Vergärung von Traubensaft zu Wein wäre dafür ein historisches Beispiel. Im 21. Jahrhundert geht es jedoch eher darum, Industriechemikalien wie Azeton als Lösungsmittel für Farben und Lacke biologisch statt chemisch herzustellen. „Langfristig wollen wir mit biologisch gesteuerten Prozessen nach und nach chemische Prozesse ersetzen, die auf Erdöl als Ausgangsstoff basieren. Das ist ein weiter Weg, aber wir wollen nicht warten, bis die letzte Erdölquelle versiegt“, so die Vision von Frank Eiden.
   Vor allem die Verbesserung der Prozesse liegt ihm am Herzen. Beobachtet von vielen Sensoren laufen die Umwandlungsverfahren in Fermentern ab. Dabei werden die Lebensbedingungen für die Einzeller auf deren Lieblingstemperatur, ihre bevorzugte Atmosphäre und auf eine bestmögliche Ernährung mit Zuckermolekülen und helfenden Proteinen gedrillt und fortlaufend kontrolliert. Zusätzlich greifen die Biotechniker zu einem Kunstgriff: „Wir bauen neue genetische Eigenschaften in die Organismen ein“, erläutert Eiden. Auf diese Weise lernen für den Menschen bequem zu züchtende und zu haltende Einzeller die Eigenschaften von anderen Mikroorganismen. Ein Beispiel: Ursprünglich konnte vor allem Clostridium azetobutylicum Azeton absondern. „Diese Eigenschaft wurde aus seinem Gensatz auf beispielsweise Escherichia coli verpflanzt“, erklärt Eiden: „Für den Bioprozess bedeutet das, dass die Azetonproduktion jetzt unter normalen Luftverhältnisse ablaufen kann und nicht nur unter Luftabschluss, weil Clostridium sonst nicht lebensfähig ist.“ Gefährlich sei das jedoch nicht, denn die neuen Bakterien leben ausschließlich in geschlossenen Laborbehältern und geraten nicht in die Umwelt. Zum erfolgreichen Produktionsweg gehört anschließend noch, das gewünschte Produkt aus der Biosuppe herauszufiltern. Auch hier ist Prozesstechnik gefordert.
   Frank Eiden wurde in Gladbeck geboren, zog zum Chemie-Studium nach Dortmund und hat an der Universität Dortmund zum Doktor der Ingenieurwissenschaften promoviert. Berufserfahrung sammelte er bei verschiedenen Industrieunternehmen. Seine Kontakte in die Arbeitswelt nutzte er schon früh für Forschungsnetzwerke, in denen er daran beteiligt war, über 20 Millionen Euro Fördermittel von der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“ für die Biotechnologie zu erwirken. Bereits seit mehreren Jahren organisiert er in Recklinghausen die „Bioprozesstage“ als Treffpunkt für Wissenschaft und Industrie in der Biotechnik. Die nächsten Bioprozesstage werden vom 20. bis 22. Februar in Recklinghausen stattfinden.
   Nicht nur über seine Industriekontakte und durch die Tagung in Recklinghausen, sondern auch mit Exkursionen zu wissenschaftlichen Kongressen baut er den Studierenden Brücken in die Arbeitswelt nach dem Studienabschluss. Damit schlägt Professor Frank Eiden den für Fachhochschulen typischen Dreier-Akkord an: praxisorientierte Forschung für die Zukunft der Gesellschaft, praxisorientierte Lehre für die Studierenden und karriereorientierte Sprunghilfe für die Absolventen.

Ihr Medienansprechpartner für weitere Informationen:
Prof. Dr. Frank Eiden, Campus Recklinghausen der Westfälischen Hochschule, Telefon (02361) 915-585, E-Mail frank.eiden(at)w-hs.de

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Autorin dieser Meldung: Barbara Laaser

Die Westfälische Hochschule hat den Chemiker und Ingenieurwissenschaftler Dr. Frank Eiden an die Hochschulabteilung Recklinghausen berufen. Sein Lehrgebiet: Bioprozesstechnik. Foto: WH/BL, Abdruck honorarfrei im Zusammenhang mit Westfälischer Hochschule; Bild-Download für Redaktionen in der rechten Spalte: WH-16-218-P

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