"Recklinghausen? Wo liegt das noch mal?" Martin, Absolvent

Ich erinnere mich noch ziemlich genau an die ersten Reaktionen, die mir
entgegenschlugen, als ich meinem näheren Umfeld offenbarte, auf welche
Hochschule meine Wahl nun gefallen war. Diese zogen sich von „Recklinghausen?
Wo liegt das noch mal?“ bis hin zu einem geschmunzelten „Das ist aber niedlich!“,
als ich aufgefordert wurde, die Anzahl der Studierenden zu nennen.
Ob ich eine bessere Wahl als andere getroffen hatte, konnte ich vor Antritt meines
Studiums noch nicht sagen, umso mehr war ich verunsichert, ob es nicht besser
gewesen wäre, eine „mondänere“ FH oder Uni zu wählen.
Zerstreut wurden diese Bedenken recht schnell, nachdem ich die ersten Wochen an
der FH verbracht hatte und mich zum ersten Mal mit den Leuten unterhielt, die mich
zuvor mit ihren Unkenrufen verunsichert hatten. „Ich habe heute im Hörsaal auf der
Treppe sitzen müssen!“ Schulterzucken meinerseits. „Ich muss dringend zu meinen
Prof, und habe erst nächste Woche einen Termin bekommen!“ Grenzenloses
Unverständnis.
Es haben sich während meines Studiums reihenweise Klagen meiner Bekannten
angehäuft und tun es auch jetzt noch, mit den geschilderten Problemen kam ich
allerdings nie in Kontakt. Weder musste ich mir Plätze im Hörsaal mit roher Gewalt
erkämpfen, noch mich in der Mensa um Sitzplätze prügeln. Die Bibliothek war
tadellos ausgerüstet, die Bücher auf dem neuesten Stand und in den meisten Fällen
direkt bzw. ohne lange Wartezeit zu bekommen.
Insbesondere erfreulich war der Umgang mit den Professoren. Aufgrund der kleinen
Lerngruppen, die sich gerade im Hauptstudium ergaben, geriet man in die vorteilhafte
Position, sich den Professor mit einer übersichtlichen Anzahl von manchmal nur 15
Studenten teilen zu müssen. Kamen also einmal Fragen oder Probleme auf oder stand
man vor Problemen, die einem als in einem Menschenleben nicht lösbar erschienen
(was häufig genug vorkam), so war es zumeist möglich, diese direkt während der
Vorlesung zu klären. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, hatte man auch keine
Probleme, den Professor außerhalb der Vorlesungen ganz unbürokratisch in seinem
Büro aufzusuchen. Da uns alle Professoren auch mit Namen kannten, war es ebenfalls
kein Problem, Kontakt über E-Mail aufzunehmen, ohne die persönliche Basis zu
verlieren.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Professoren ein Engagement an den Tag gelegt
haben, wie ich es mir von meinen Lehrern während der Schulzeit gewünscht hätte.
Auch das Lernkonzept war insofern förderlich, als hier darauf geachtet wurde, nicht
wie oftmals üblich eine feste Litanei aus Theorie- und Praxisblöcken abzuarbeiten.
Vielmehr lag der Schwerpunkt auf eigenständigem und selbstorganisiertem Handeln,
es wurde also nur ein Thema vorgegeben, der Weg, dieses Thema zu bearbeiten,
konnte und sollte vollkommen eigenständig gewählt werden. Insbesondere diese
Vorgehensweise stellte für mich eine äußerst sinnvolle Vorbereitung auf das spätere
Arbeitsleben dar, kommt es doch hier weniger darauf an, Versuchsanweisung eins zu
eins umzusetzen, sondern eigenverantwortlich, logisch und selbstständig zu handeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich nur jedem empfehlen kann, sich an der
kleinen Fachhochschule am Rande des Ruhrgebiets einzuschreiben, für den vielleicht
nicht nur der Coolness-Faktor von Unis in Berlin, München oder sonst wo im
Vordergrund steht, sondern eine sinnvolle und praxisnahe Ausbildung zählt.

Nach oben

Redaktionell verantwortliche Person nach § 18 Abs. 2 MStV:
Dekanat FB Ingenieur- und Naturwissenschaften