Zu Besuch im WDR-Studio Essen – Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen des Fernsehens

Mittwoch, 03. Januar 2018
„Wenn sie nicht jeden Tag Nachrichtenseiten aufrufen, dann sind sie hier falsch.“ Ralf Becker ist klar und deutlich. Der großgewachsene stellvertretende Studioleiter im WDR-Studio Essen skizziert, welche Voraussetzungen angehende Journalisten mitbringen müssen. Die Lehrredaktion TV von Prof. Degen ist zu Besuch und diskutiert über Themen, Produktionsmittel und Karrierechancen.

Regie, Schnittraum, Lokalzeit-Studio und Hörfunk-Studio – es geht durch alle Etagen. In der Regie wimmelt es von verschiedenen Bildschirmen. Auf dem einen passiert mehr, auf dem anderen weniger. „Als Journalist müssen sie sich in Zukunft daran gewöhnen, Aufgaben selbst auszuführen, für die es früher eigene Stellen gab. Wenn sie Photoshop schon mal gesehen haben, dann ist das ein Riesen-Vorteil, um sich gegen Mitbewerber durchzusetzen“.

Ein wenig ist der Anfangszauber verflogen. Fernsehen, das ist für viele etwas Unerreichbares. „Hier wird wohl auch nur mit Wasser gekocht“, stellt Student Dennis fest. Zeitdruck ist Alltag. Jeden Tag um 19:30 schaltet das WDR-Programm in die Lokalzeiten. Hier zählt die Geschichte. Jeden Tag eine halbe Stunde Erzählenswertes aus der Region. Aus elf Studios werden elf verschiedene Sendungen gleichzeitig gesendet. Studiodesign, Aufmachung, Licht- und Sounddesign sind überall gleich. Das macht Änderungen nicht leicht.

Das Studio der Lokalzeit ist klein. Drei große Kameras nehmen viel Raum ein. Auf dem Boden geben helle Klebestreifen die Position der Moderatorin vor. An diesem Abend moderiert Désirée Rösch die Lokalzeit aus Essen. Sie spricht locker über ihre tägliche Arbeit und erzählt, wie sie mit Pannen umgeht und wie sie Moderationen plant.

Später ist Zeit zum Diskutieren. Warum reicht der Rundfunkbeitrag nicht aus? Warum gibt es sechs Hörfunkprogramme beim WDR? Und vor allen Dingen: Warum wird die junge Zielgruppe immer weniger erreicht?

Ralf Becker spricht viel über Stellenabbau, finanzielle Engpässe, aber strahlt dabei durchweg eine positive Stimmung aus. Er freut sich über Nachfragen, Anregungen und Inspiration. Ob ihm das manchmal fehlt? Der durchschnittliche Zuschauer der Lokalzeit ist über 60. Das spiegelt sich auch in den Redaktionsräumen. Viele Mitarbeiter gehen bald in den Ruhestand. Die Stellen werden nicht neu besetzt.

Was waren jetzt die essentiellen Dinge, die ein Journalist mitbringen sollte? „Neugierde, ein breites Allgemeinwissen, Spaß daran neue Dinge auszuprobieren und zu lernen.“ Die Studierenden lauschen immer noch gespannt den Ausführungen von Ralf Becker. Medien machen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – das ist plötzlich gar nicht mehr so weit weg. 

Lehrredaktion TV mit Prof. Degen im WDR-Studio Essen mit Lokalzeit-Moderatorin Désirée Rösch.

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