„Stellen Sie Fragen, die sonst noch niemand gestellt hat“

Montag, 27. März 2023
Was macht ein gutes Porträt aus? Über diese Frage hat die Zeit-Journalistin Caterina Lobenstein mit Studierenden des Masterstudiengangs „Digitaler Qualitätsjournalismus“ gesprochen. Für ihre Reportage über den Politiker Karl-Josef Laumann hat sie den Theodor-Wolff-Preis bekommen. „Der Letzte seiner Art“ heißt der Text, den sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Stephan Lebert recherchiert und geschrieben hat.

„Zeit ist die größte Waffe, die man einsetzen kann“, sagt Caterina Lobenstein. Und: „Stellen Sie Fragen, die sonst noch niemand gestellt hat.“ Sie lese alles, was sie über ihren Gesprächspartner finden könne. „Ich signalisiere, dass es sich lohnt, Zeit mit mir zu verbringen.“ So überzeugte sie schließlich auch NRW-Gesundheitsminister Laumann von einem Porträt. Ursprünglich wollte der gar nicht mitmachen. Keine Lust auf Home-Stories. Der Schlüssel-Moment war ein Besuch im Gottesdienst in Laumanns Heimatort. „Ich bin einfach in die Kirche gegangen – ist ja öffentlich – Laumann hat mich erkannt, kam danach zu mir und sagte: ,So, hier steht mein Auto. Ich zeige Ihnen mein Dorf und meine Kneipe‘.“

 

Gute Porträts brauchen aus Sicht von Caterina Lobenstein eine Meta-Ebene. Sie gehen über die reine Beschreibung einer Person, eines Lebenslaufs hinaus. Trotzdem warnt sie vor Über-Interpretationen. „Was sagen Details wie die Kaffee-Tasse auf dem Tisch wirklich über einen Charakter aus?“  

 

Sie selbst versucht, beim Schreiben von Porträts auch mal die Gegenseite einzunehmen: „Was würde ich darüber denken, wenn ich mein eigenes Porträt über mich selbst lesen würde?“ 

 

Mehr Infos zur Auszeichnung mit dem Theodor-Wolff-Preis: https://www.bdzv.de/awards/theodor-wolff-preis/nominierte-texte/2022/caterina-lobenstein-und-stephan-lebert/profil

 

Foto: Jonas Burgwinkel

Text: Katharina Heimeier

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