„PR muss lügen dürfen!“

Donnerstag, 01. Dezember 2016
Du sollst nicht lügen. Ein scheinbares Selbstverständnis. Professor Dr. Klaus Merten widerspricht diesem Ansatz – zumindest in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit. Am Institut für Journalismus und Public Relations der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen gab er Einblicke in seine jahrelange Forschung. Die zentrale Frage seiner Arbeit: Darf PR lügen?

„Kommunikationsmanager müssen lügen dürfen, sonst haben sie ihren Beruf verfehlt.“ Mit diesen Worten begrüßte Klaus Merten die ungewöhnlich hohe Anzahl von 111 Studierenden im Hörsaal. „Ich würde mir wünschen, auch mal so viele Zuhörer in meinen Vorlesungen zu haben“, schmunzelte Stefan Weinacht, der Merten in seine Lehrveranstaltung eingeladen hatte.

„Jeder Mensch lügt pro Tag bis zu 200 Mal“

Jeder Mensch lügt. Um diese Tatsache zu verdeutlichen, führte Merten folgendes Beispiel an: „Eine junge Frau lehnt einen Kinobesuch aus Desinteresse mit einem Mann ab. Anstatt ihm die Wahrheit zu sagen, greift sie zu einer Höflichkeitsform: ´Vielleicht ein anderes Mal.´ Sie lügt. „Um Kommunikation aufrecht zu erhalten, ist die Lüge ein notwendiges Mittel.“, so Merten.

Darf PR lügen? Diese Frage beschäftigt Kommunikationsforscher wie PR-Praktiker gleichermaßen. Eine einheitliche Antwort darauf gibt es nicht. Für den mehrfach ausgezeichneten Kommunikationswissenschaftler Klaus Merten gibt es aber eine eindeutige. Im Jahre 2006 veröffentlichte er einen Aufsatz mit dem Titel: „Nur wer lügen darf kann kommunizieren.“ Wie Merten diese Position mit Hilfe von Moses, Dschingis Khan und zahlreicher Philosophen begründet, das hat auch die Studierenden stark interessierte. Im Gegensatz zum sonstigen Vorlesungsalltag blieben Handys, Laptops und Tablets aus.

PR handle zwischen den Systemen Journalismus und Werbung. Dadurch ergäben sich teilweise Schnittmengen zur einen und zur anderen Seite. So müssten PRler wahrhaftig sein, aber auch lügen dürfen. In einer „perfekten“ Welt müssten sie dies laut Merten nicht. In der Realität jedoch schon, um überzeugend und erfolgreich sein zu können.

Prof. Dr. em. Klaus Merten während des Vortrags.

Die beiden Hörsäle waren bis auf den letzten Platz belegt.

Die Studierenden hörten zu und machten sich Notizen.

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