Lehrredaktion Online bei 1LIVE

Mittwoch, 21. Februar 2018
1LIVE steht für Unterhaltung, 1LIVE steht für medialen Erfolg – der jedoch nicht selbstverständlich ist. Die deutschlandweit beliebteste Jugendwelle tut alles, um auch nach fast 23 Jahren weiterhin für ihre Vormachtstellung zu kämpfen. Im digitalen Zeitalter müssen vielerlei Rädchen ineinandergreifen, um neben der Hörerschaft auch die Online-Follower bei Laune zu halten. Die Lehrredaktion Online war bei dem noch immer jung gebliebenen Medium in Köln zu Gast und konnte sich die Arbeit des vielseitigen Teams aus nächster Nähe anschauen – und anhören.

Freitagnachmittag, Mörsergasse, Köln. Vom Haupteingang des 1LIVE-Hauses sind es nur gut 20 Schritte bis zu dem Ort, wo eines der beliebtesten Formate des Senders zu Hause ist: 1LIVE Klubbing. In dem kleinen Hörsaal geben Buchautoren interessierten Lesern einen Einblick in ihre literarischen Werke. In gut fünf Stunden wird Philipp Möller aus seinem religionskritischen Buch „Gottlos glücklich“ vorlesen. Bis es so weit ist, wird an diesem Ort aber noch so einiges passieren. Denn die Online-Redaktion des Querschreiber hält heute ausnahmsweise mal hier ihre Konferenz ab.

Wer an das klassische Radio denkt, dem schwirren banale Dinge wie Musik, Nachrichten, Wettervorhersagen und Staumeldungen im Kopf herum. Bei 1LIVE hat man seit der Gründung jedoch stets quer gedacht. Mit Formaten wie der Literatursendung Klubbing, der Partysendung Moving oder der Musiksendung Plan B versucht der Sender seinen Zuhörern möglichst viel zu bieten und einzigartig zu bleiben. Doch die auditive Komponente spielt im heutigen Zeitalter längst nicht mehr die alleinige Rolle. 

Denn wer Aufmerksamkeit will, muss crossmedial denken. Das bedeutet im konkreten Fall bei 1LIVE: Stetige Präsenz bei Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat und YouTube. Hauptverantwortlich für die Social Media: Lisa-Marie Zauner. Als Leiterin des Digital-Bereichs ist sie zuständig für alle Tätigkeiten abseits des Hörfunks. Der Lehrredaktion Online berichtet die Diplom-Sportwissenschaftlerin exklusiv über die digitale Arbeit des Radiosenders. Wer glaubt, dass die Social-Media-Tätigkeiten bei 1LIVE stiefmütterlich behandelt werden, der irrt. Die von Lisa dargelegten Zahlen verdeutlichen dies nur allzu gut: Der Bereich Online besteht derzeit aus vier Festangestellten und einem rotierenden Stamm von etwa 50 Leuten. Pro Tag gibt es drei „Digitalschichten“, um die insgesamt sechs Bereiche bestmöglich abdecken zu können. Die Onliner von 1LIVE stehen in ihrem Tun permanent vor einer großen Hürde: Ankommen bei der Zielgruppe. Dem Zufall wird daher nichts überlassen. 

Bei der von Lisa vielzitierten „Distributionsstrategie“ geht es darum, den richtigen Content im richtigen Kanal auf die richtige Art und Weise zu verbreiten. Bei Instagram müsse man beispielsweise kritisch sein, wenn es um das Veröffentlichen von Videos geht. „98 % der Leute haben keinen Ton bei Instagram an“, sagt Lisa. Worum es also immer geht: „Wir müssen die Spielregeln der verschiedenen Netzwerke beachten.“ Aber nicht nur das. Es gehe auch darum, ein Thema als solches zu erkennen. Alleingänge gibt es bei 1LIVE aus besagten Gründen aber nicht. Die Themenvorschläge werden auf den regelmäßig stattfindenden Konferenzen im Detail besprochen. Was klar wird: Jeder Themenvorschlag ist für den Digital-Bereich wertvoll, jeder Redakteur kann Vorschläge einbringen – und jedes Thema wird entsprechend der Vorgaben des jeweiligen Netzwerks anders angegangen. 

Im Hinterkopf von Lisa und ihrem Team ist natürlich immer auch die Reichweite. Lisa aber relativiert diese Messzahl und erläutert, was tatsächlich wichtig ist: „Es geht nicht um eine Reichweite von einer Milliarde. Wir wollen, dass unsere Inhalte bei den Leuten ankommen.“ Bei den Leuten, die es zu erreichen gilt. Wie das geschafft werden soll? „Wir wollen die Leute dazu bringen, unsere Beiträge zu teilen. Das ist das, was wir schaffen müssen. Hier beginnt der Kampf.“ Der Kampf, um auch weiterhin zu einem der erfolgreichsten deutschen Medien zu gehören. Doch nicht nur das Ringen um die bestmögliche Reichweite entpuppt sich als echter Fight, auch die „Hater“-Kommentare sind ein stetiger Begleiter, mit dem sich Lisa und ihre Kollegen hochprofessionell auseinandersetzen müssen. Über die Kommentarfunktion der sozialen Medien gehe es dann darum, Krisenkommunikation zu betreiben. Im Fokus stehende Beiträge sind etwa Postings mit rechtskritischem oder veganem Content. 

Bei 1LIVE überwiegen jedoch die unkritischen Themen, die bei den Usern auf Anklang stoßen. Die Themen, denen sich Lisa ab sofort wieder widmen wird. Die außerordentliche Konferenz der Lehrredaktion im Klubbing-Saal ist nämlich beendet. Doch noch wartet ein weiteres Highlight auf die elf „Querschreiber“. Es geht zum wohl heiligsten Ort im 1LIVE-Haus – dem Studio 1, in dem die beiden Moderatoren Matthias Kammel und Ron Kühler, besser bekannt als Kammel und Kühler, gerade live on air sind. Das Gespann ist seit 2016 für 1LIVE am Mikro und stellt den Zuhörern soeben wieder einmal die Neuvorstellungen der deutschlandweit bekannten O-Ton-Charts vor.

Nach den Charts ist vor dem nächsten Lied und als der neue Song ertönt und die beiden eine Redepause machen können, stehen sie der Gruppe Rede und Antwort in einem angenehmen Smalltalk. Die Frage, ob sie schon mal mit einem richtig peinlichen Moment während einer Live-Sendung zu kämpfen hatten, müssen sie in ihrer sympathischen Art verneinen. Auch sonst plaudern die beiden in der zur Verfügung stehenden Zeit aus dem Nähkästchen. Allzu viele Augenblicke bleiben dem Duo jedoch nicht: Schon gleich wird eine Friseurin die Querschreiber ablösen und Matthias Kammel während der Sendung eine Tribal-Frisur verpassen. 

Auch durch derartige Aktionen versucht 1LIVE jung zu bleiben, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu erlangen und weiterhin erfolgreich zu bleiben. Mit der Symbiose aus Hörfunk und umfangreicher Online-Arbeit gelingt dem Medium dieser Spagat schon seit fast 23 Jahren auf beeindruckende Art und Weise.

Moderator Matthias Kammel

Moderator Ron Kühler

Der Klubbing-Saal

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