Das Geheimnis erfolgreicher Recherche
Zu Beginn des Vortrages verriet sie den JPR-Studierenden das Erfolgsgeheimnis von „Story und Recherche“: "Die meisten Themen, die Sie im Moment beispielsweise auf tagesschau.de in den Nachrichten sehen können, hatten heute einen festen Termin oder eine Pressekonferenz. Diese Themen sind wichtig und gehören zu unserer Chronistenpflicht. Dadurch haben es alle anderen Themen aber oft schwer ins Programm zu kommen“, sagt Helga Schmidt. „Dabei sind gerade diese Themen häufig besonders interessant! Denn wichtige Themen haben meist gar keinen Anfang oder ein Ende, sondern sie entwickeln sich jenseits der Schlagzeilen“, betont sie und weist beispielhaft auf die Situation der alleinerziehenden Mütter und den bedenklichen Zustand der Schulgebäude in NRW hin.
Die Aufgabe von „Story und Recherche“ sei es, genau solche Themen aufzuspüren und ihnen Präsenz im Programm zu verschaffen. „Wir halten nach Themen Ausschau über die die Menschen reden. Unser Ziel ist es durch unser Arbeit politische Reaktionen einzufangen“, erklärt Helga Schmidt. Und tatsächlich hat die Redaktion mit ihren Beiträgen über gesundheitsgefährdende Mengen Nitrat im Grundwasser oder der Berechnung der niedrigen Renten ab 2030, die zu einer deutlichen Zunahme von Altersarmut führen können, weite publizistische Wellen geschlagen, die sogar die Politik erreichten.
Das Besondere an unserer Redaktion ist, dass wir von dem normalen Redaktionsdienst freigestellt sind und somit genug Zeit haben, um gründlich zu recherchieren“, erzählt Helga Schmidt. Von der Neugier getrieben, entschied sie sich im November 2015 dazu die Leitung der neu gegründete Redaktion zu übernehmen: „Ich finde, es gibt nichts Aufregenderes, als etwas aufzudecken, was noch unentdeckt ist. Und unsere neue Redaktion erlaubt es uns, sich wirklich intensiv mit solch wichtigen Themen zu beschäftigen.“ In diesem Sinne appellierte sie auch an die Studierenden, sich an Themen zu wagen, die die Mächtigen lieber im Dunkeln lassen würden. „Investigativer Journalismus ist ein wichtiger Teil unserer Demokratie. Bevor Sie aber mit einer Story an die Öffentlichkeit gehen, ist es wichtig, dass Sie sich von Experten beraten lassen und sich von Kritikern auf mögliche Schwachstellen Ihrer Recherche hinweisen lassen“, rät Helga Schmidt. Für sie gehört dieses Vorgehen inzwischen zum Alltag. Neben den Hörfunkbeiträgen, die „Story und Recherche“ aufbereitet, werden unter anderem auch interaktive Karten für die Website des WDR angefertigt oder Fernsehbeiträge in Kooperation produziert. Eine multimediale Aufstellung ist heutzutage unverzichtbar.
Trotzdem gibt Helga Schmidt den JPR-Studierenden den Tipp, sich in der Praxis immer zuerst an schriftlichen Publikationen zu versuchen: „Print ist meiner Meinung nach immer noch die erste Adresse und die Königsdisziplin des Journalismus. Fangen Sie so früh wie möglich an zu publizieren und gehen Sie ran an die Wirklichkeit, denn es gibt nichts Aufregenderes, als etwas herauszufinden!“
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