2023 Post-Brexit in Dundee

Seit 2007 besteht eine Kooperation zwischen der Abteilung „Physikalische Technik“ am Campus Gelsenkirchen und der University of Dundee an der Ostküste Schottlands. Obwohl die Finanzierung durch Erasmus+ seit dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs im Jahr 2020 ausgesetzt ist, bestehen die guten Kontakte zur schottischen Partnerhochschule weiterhin. Durch eine DAAD-Förderung, die noch bis Ende 2022 zur Verfügung stand, war es Prof. Dr. Waldemar Zylka vom Fachbereich Elektrotechnik und angewandte Naturwissenschaften möglich, eine Studentin und einen Studenten der Medizintechnik für eine Praxisphase sowie ein Auslandssemester nach Schottland zu entsenden. Auch wenn die durch den Brexit veränderten Aufenthaltsbestimmungen und Studienvoraussetzungen für EU-Studierende die Planung und Organisation nicht unbedingt erleichterten, sind sich beide Studierende einig: Das war den zusätzlichen Aufwand wert.

(LK) Theresa Bartel aus Bochum-Wattenscheid machte sich Anfang April 2022 auf den Weg nach Dundee und stieg damit antizyklisch ins laufende Semester an der schottischen Universität ein. Sie absolvierte ihre Praxisphase an der „School of Science and Engineering“, und arbeitete in dieser an einem Forschungsprojekt und ihrer Bachelorthesis. Diese befasst sich mit dem Thema „Feedbackgesteuertes Bioreaktorsystem zur mechanischen Stimulation von muskuloskelettalem Gewebe“. Für die Verbesserung und Erforschung eines anatomischen Modells zur Nachbildung von körpereigenem Bindegewebe des Bewegungsapparates hat die 21-jährige Studentin eigenständig ein Gerät zur Stimulation von Zellen entwickelt und im Verlauf ihres Aufenthaltes drei Prototypen gebaut. Diese stehen der Universität Dundee jetzt zur Verfügung. Betreut wurde sie dabei von Dr. Jan Vorstius – einem Absolventen der Westfälischen Hochschule – der inzwischen als Dozent in Dundee tätig ist. Nach ihrer erfolgreichen Forschungsarbeit in Schottland machte sie sich im Oktober auf den Heimweg und reichte Ende Dezember 2022 ihre Abschlussarbeit ein.

Neben den eigentlichen Forschungsergebnissen für ihre Bachelorarbeit, hat ihre Zeit an der Universität Dundee ihr Studium aber auch anderweitig bereichert. „Auch wenn ich mich schon vorher sehr für Forschungsthemen interessiert habe, so wurde dieses Interesse durch meine Praxisphase noch einmal bestärkt, sodass ich eine Promotion ins Auge fasse“, sagt Theresa. Außerdem empfand die 21-Jährige die in anglophonen Ländern weit verbreitete Kultur der studentischen Gruppen und Clubs als einen hilfreichen Ausgleich und eine tolle Möglichkeit, um andere Leute zu treffen. Sie selbst schloss sich verschiedenen Engineering Clubs an, tüftelte gemeinsam mit Gleichgesinnten an Projekten und nahm an Wettbewerben teil.

Thomas Krause, der inzwischen im 4. Fachsemester des Masters Medizintechnik studiert, verbrachte von September bis Dezember 2022 sein Auslandssemester an der Ostküste Schottlands. Den Wunsch, zeitweise ins Ausland zu gehen, hegte der 25-Jährige aus Gelsenkirchen schon seit Beginn seines Studiums. Im Mobilitätsfenster des Mastercurriculums ergriff er dann die Gelegenheit. Für vier Monate besuchte er die Vorlesungen der University of Dundee und genoss nicht nur die schottische Studierendenkultur, sondern auch das Freizeitangebot. Diese Zeit hat nicht nur seine beruflichen Möglichkeiten verbessert, sondern war auch
charakterlich eine Bereicherung für ihn. „Durch meinen Aufenthalt habe ich deutlich bessere Chancen für meinen weiteren Karriereweg und kann durch die Verbesserung meiner Fremdsprachenkenntnisse auch ohne Probleme in anderen Ländern Arbeitsoptionen abwägen. Außerdem konnte ich viele Module wählen, deren Themen an der WH nicht angeboten wurden, sodass ich nun fachlich breiter aufgestellt bin“, lautet Thomas‘ Fazit. „Der Auslandsaufenthalt hat aber neben der fachlichen Weiterbildung definitiv auch mein Auftreten und meinen Charakter geschärft“, ergänzt er. Die Betreuung durch die Universität, die Lehrenden und das International Office – sowohl an der WH als auch vor Ort – empfand er als sehr professionell und zuvorkommend.

Eine besonders positive Erinnerung, die beiden Studierenden gleichermaßen im Gedächtnis geblieben ist, ist das Reisen. Beide nutzten ihre Freizeit, um zahlreiche Ausflüge zu machen und ihre schottische „Heimat auf Zeit“ sowie die benachbarten Großstädte zu besuchen. Aber auch an das Miteinander und den Austausch mit jungen Leuten aus aller Welt denken beide gerne zurück.

Das International Office der Westfälischen Hochschule ist momentan dabei, einen Vertrag mit der University of Dundee aufzusetzen, um auch weiterhin geförderte Auslandsaufenthalte in Schottland zu ermöglichen.

Text & Bild: LK, Trikon 2023 (3)