Auge in Auge mit dem Genabschnitt

Dienstag, 21. September 2010
An der Fachhochschulabteilung Recklinghausen der Fachhochschule Gelsenkirchen übernimmt zum kommenden Wintersemester der Essener Andreas Beyer eine Professur im Studiengang „Molekulare Biologie“. Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten könnten dazu beitragen, Wäsche effizienter zu waschen oder degenerative Erbkrankheiten besser zu verstehen. Doch der Weg von der Forschung zur Anwendung ist weit.

Recklinghausen. „Der Gensatz. Unendliche Tiefen. Dies sind die Abenteuer der Studenten und Studentinnen, die in Recklinghausen molekulare Biologie studieren.“ So oder ähnlich könnten die ersten Sätze lauten, wenn Dr. Andreas Beyer (48) aus Essen-Margarethenhöhe Ende September zu Beginn des neuen Wintersemesters als frisch gebackener, ordentlicher Fachhochschulprofessor vor seine Studierenden tritt, um sie „Molekulare Biologie und Analytik“ zu lehren. Unbekannt werden sich Professor und Studierende dabei nur bezogen auf die Erstsemester sein, denn Beyer war bereits drei Jahre vertretender Professor in Recklinghausen und davor ein Jahr Lehrbeauftragter. Wie in jedem Studienjahr wartet viel Stoff auf die Studierenden, den sie bis zum Bachelor-Grad im Kopf haben müssen. Über das Fachwissen hinaus will Beyer ihnen beibringen, jederzeit die eigene Methodik in Frage zu stellen, damit aus Nebeneffekten nicht versehentlich Ergebnisse herausgelesen werden, die gar keine sind.

   Während Beyer komplizierte molekulargenetische Abläufe erläutert, die den eigenen Verstand leicht schwindlig machen können, strahlt er Zuverlässigkeit und das Vertrauen aus, dass der andere den schwierigen Stoff meistern wird. Dass dazu neben einem guten Professor und Interesse auch Leistungsbereitschaft und Fleiß gehören, begreift jeder schnell, der ihn erlebt.

   Wie wichtig das genaue Arbeiten in der molekularen Biologie ist, erkennt man, wenn man sich die Themen von Beyer in Forschung und Lehre ansieht. Zentrales Thema ist dabei oft die Wirkung von Genabschnitten: „Nur die ‚Buchstaben’ der Chromosomen lesen zu können, heißt noch gar nichts“, vergleicht Beyer die Sprache der Chromosomen mit der menschlichen Sprache, „wir sind gerade mal so weit, dass wir grob erkennen, wo Wörter der Chromosomensprache anfangen und aufhören, doch wir stehen noch fast ganz am Anfang dabei, ihren Sinn zu verstehen.“ Von der Entdeckung eines Gens bis zur Aufklärung seiner Funktion vergehen Jahrzehnte. Um spannende Themen geht es. Beispielsweise, wie Gene es steuern, dass Fett abbauende Enzyme erzeugt werden. Wo Übergewichtige vielleicht bereits an das ultimative Schlankheitsmittel denken, bremst Beyer: Dabei ging es um den Abbau von Fetten in schmutziger Wäsche. Auch nicht uninteressant. Ergreifend dagegen, dass er im Rahmen seiner Doktorarbeit daran arbeitete, die chromosomalen Ursachen derjenigen Krankheiten besser zu verstehen, die dazu führen, dass der Körper sich selbst zerstört. Kinder, die unter solchen degenerativen Krankheiten leiden, sterben früh.

   Andreas Beyer wurde 1962 in Siegen geboren. Nach Schule und Wehrdienst studierte er in Bochum Biologie und promovierte zum Doktor der Naturwissenschaften. Gearbeitet hat er danach sowohl an der Ruhr-Universität als auch im deutschen Human-Genom-Projekt an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, in einer Gelsenkirchener Firma für Gentests und bei einem Krefelder Forschungsinstitut für Reinigungstechnologie. Am Recklinghäuser Standort der Fachhochschule Gelsenkirchen forschte er an antimikrobiellen Oberflächen, die etwa in Trinkwassertanks dafür sorgen sollen, dass sich keine Bakterienfilme an den Innenwänden bilden, und an biokompatiblen Zahnimplantaten, die besser einwachsen als ihre Vorgänger. In Zukunft will er sein Augenmerk (unter anderem in Kooperation mit der Ruhr-Universität) darauf lenken, mit welchen Prozessen lebende Zellen ihre innere Struktur aufbauen und aufrecht erhalten. In seine Forschung einbinden will er seine Studierenden auf allen Leistungsebenen: als Studierende, als Praktikanten, als Absolventen, als Aufbaustudierende zum Master-Abschluss und als Doktoranden.

   Viele Dimensionssprünge entfernt von der Mikrowelt der Chromosomen pflegt Beyer seine Hobbys: Er macht Musik, leitet einen Chor und frönt dem Sport an der Tischtennisplatte und auf dem Tanzparkett. Der Forscher Beyer ist zugleich Familienmensch mit seiner Frau Ramona und den erwachsenen Kindern Mathias und Constanze.

 

Ihr Medienansprechpartner für weitere Informationen:

Prof. Dr. Andreas Beyer, Recklinghäuser Fachbereich Physikalische Technik der Fachhochschule Gelsenkirchen, Telefon (02361) 915-482 oder 915-443 (Dekanatssekretariat), Telefax (02361) 915-484, E-Mail andreas.beyer(at)w-hs.de

Vom Lehrbeauftragten zum Professor: Andreas Beyer lehrt an der Hochschulabteilung Recklinghausen der Fachhochschule Gelsenkirchen im Studiengang „Molekulare Biologie

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